Wir möchten ja gerne sehr vielseitige Themengebiete anschneiden, weshalb wir uns etwas mit dem Westernreiten auseinander gesetzt haben. Von uns beiden reitet keiner aktuell nach Cowboymanier.

Vorab sei gesagt, dass jedes Pferd, egal ob Kaltblut, Pony und Co. sich mit diesem Stil recht hübsch ansehen lässt und komplett ausgestattet eine gewisse Coolness ausstrahlt.

Aber hier geht es ja nicht in erster Linie um die Ausrüstung. Wobei man sagen muss, dass viele Freizeitreiter ihre Pferde mit einem Westernsattel bestücken. Dieser besitzt eine große Auflagefläche und eine sehr gute Druckverteilung, weshalb er sich ideal als Sattel für lange Ritte oder sogar das Wanderreiten eignet. Blickt man dann aber wieder gen Sport, also echtes und richtiges Reiten nach Old West Style, dann ist diese Art zu reiten mit ihren vielen verschiedenen Disziplinen eine weitaus umfangreichere Geschichte als nur die Ausrüstung.

Im Western – Heimatland Amerika gibt es unzählige Arten an Turnieren und für jedermanns Interesse oder Vorliebe gibt es praktisch eine passende Disziplin. Ich möchte einmal generell ein paar der Bekannteren kurz ansprechen, denn für alle Varianten würde dieses Thema viel zu ausladend wirken.

Reining

Eine der bekanntesten Disziplinen im Westernreiten ist wohl das Reining. Das ist eigentlich die Dressur des Westernsports, die jeder zumindest von Videoausschnitten in irgendeinem Rahmen sicher schon einmal gesehen hat. Dazu sei gesagt, dass die Aufgaben ausschließlich im Galopp geritten werden. Es geht rasant zu, garnicht so elegant wie bei uns Europäern, mit gebogenen Hälsen und eingezogenen Bäuchen.

Reining wird nach einem vorgeschriebenen Pattern geritten, also einer Aufgabe die den Gehorsam und auch die Wendigkeit des Pferdes fordern. Unter Anderem sind diese aufgeteilt in z.B. Zirkel, Spins, Sliding Stops etc.

Und ab da wird es dann interessant, denn ein Kaltblut das wirklich so wendig und schnell unterwegs ist, habe ich bisher nicht gesehen. Ich habe für diesen Artikel sehr lange im Internet recherchiert und natürlich nach Videos gegoogelt, die ein „Reining-Drafthorse“ zeigen könnten.

Tatsächlich habe ich etwas Ähnliches entdeckt. Ein Pferd vom offensichtlich schwereren Typ, welches Spins und Stops übt. Das waren aber nur Ausschnitte aus einem privaten Trainingsvideo. In einer Turnierarena habe ich nichts Dergleichen finden können.

Interessant wäre es durchaus, so etwas zu sehen. Sind unsere Dicken denn wirklich körperlich dazu in der Lage z.B. aus vollem Galopp eine Vollbremsung hinzulegen? Ich lasse mich sehr gerne davon überzeugen.

Cutting

Cutting hat mit Sicherheit auch schon jeder einmal gesehen. Das Prinzip ist ganz einfach: Der Reiter muss mit seinem Pferd ein Rind aus der Herde „schneiden“. Nicht schwer zu verstehen und relativ unspektakulär, bis man das mal richtig beobachtet. Denn im Cutting ist nach dem „Anvisieren“ des Rindes jegliche sichtbare Hilfe des Reiters untersagt. Das Pferd arbeitet praktisch von selbst und stellt ein unglaubliches Katz- und Maus – Spiel dar. Faszinierend ist die Tatsache, dass Cutting (an den Preisgeldern gemessen) der weltweit dritthöchste dotierte Sport ist nach Tennis und Golf. Unsummen von Geldern fließen allein in die Ausbildung solcher Pferde. Nicht nur Reittier und Ausrüstung muss stimmen, auch eine Rinderherde zum Training wird benötigt. Wer kann das schon von sich behaupten und mal eben ein paar pferdetaugliche Rindviecher organisieren. Jetzt benötigt das Pferd aber noch den berühmten „Cowsense“. Viele Cuttingreiter sind sich einig, dass der Cowsense nur in den amerikanischen Pferderassen wie dem Quarter Horse, Apaloosa, Paint Horse etc. vertreten ist. Dann gibt es einige andere Vertreter mit der Aussage: „Cowsense kann antrainiert werden“. Ja was denn nun? Und was ist mit den Kaltblütern?

Nun, wissen tu ich es nicht. Aber ich denke, dass wir unseren Vierbeinern so einiges beibringen können. Warum sollte ein Pferd einer anderen Rasse so etwas nicht lernen können? Zumal ja auch in der Working Equitation eine Art „Cutting“ als Disziplin gezeigt wird, wo allerdings der Reiter kontrolliert und Hilfen gibt, nicht so wie bei unseren amerikanischen Freunden. Ich lasse die Frage also einmal offen stehen.

Barrel Race

Wie der Name schon verrät, geht es hier um ein Geschwindigkeitsthema. Im Barrel Racing wird mit dem Pferd um drei aufgestellte Tonnen in schnellstmöglicher Zeit eine Art Kleeblatt geritten. Diese Disziplin gehört zum Rodeo und erfreut sich großer Beliebtheit. Ich empfand das früher als nicht pferdefreundlich, wenn einige, vor Allem häufig Frauen, ihre Pferde wie wild um die Fässer scheuchten und an den Zügeln zerrten, die Fersen wie die Irren in den Bauch des Tieres hackten und kreischend eine Vollbremsung am Ende ihres Ritts vollzogen. Solche Bilder sind heute immernoch vertreten, aber ich meine nicht mehr allzu häufig.

Barrel Race ist eine Variante des Westernreitens, bei der ein Kaltblut sicherlich auch eine gute Figur macht. Vielleicht nicht von der Geschwindigkeit her, aber es gibt ganze Veranstaltungen nur mit den Dicken im Barrel Racing. Ich spreche da mal die „World Clydesdale Show“ an, um ein Beispiel zu nennen.

Trail

Sehr bekannt, sehr beliebt und meiner Ansicht nach absolut kaltbluttauglich! Im Trail spielt Konzentration eine große Rolle. In dieser Aufgabe müssen verschiedenste Hindernisse in einer vorgeschriebenen Gangart überwunden werden. Darunter ist immer das Tor zu finden, welches zu Pferd geöffnet, durchquert und wieder geschlossen werden muss. Eine Brücke oder Stangen, die am Boden liegen, etc., einfach alles was im Gelände so auf einen zukommen kann muss geschmeidig und recht selbstständig vom Pferd korrekt gelöst werden. Diese Disziplin ist durchaus nicht nur für Westernsportler interessant. Ich erwähnte weiter oben ja schon die Working Equitation. Eine faszinierende Disziplin, die auch für Reiter der klassischen und englischen Reitweise interessant sein könnte. Trailreiten ist im Prinzip nicht viel anders.

Western Pleasure

Hier hört mein Grundwissen im Westernreiten auf … Ich empfinde das Western Pleasure als die Dressur in der englischen Reitweise. Es wird auf Takt, Klarheit und Geschmeidigkeit geachtet. Alle Gangarten werden durch den Richter ausgesprochen und vom Teilnehmer nachgeritten. Walk, Jog und Lope. Schritt, Trab und Galopp eben. Dazu muss ich erwähnen, dass der Jog nicht dem Arbeitstrab der englisch gerittenen Pferde gleicht, sondern eher eine Art gemütliches und ausdauerndes Joggen ist, da diese Gangart bei der täglichen Rinderarbeit nicht zu viele Kräfte zehren darf. Western Pleasure, so lese ich immer wieder, als ich recherchierte, soll darstellen, dass „es ein Genuss ist, dieses Pferd zu reiten“. Alles glitzert und funkelt einem entgegen. Diese Disziplin ist durchaus ein guter Start für eine klare Westernreitweise und eine perfekte Grundausbildung für das dicke Pony. Unsere Kaltblüter würden mit Sicherheit glänzen.

Es gibt noch ein paar weitere Disziplinen im Westernsport, auf die ich nicht im Detail eingehen möchte, da sie sonst den Rahmen sprengen würden. Meine Gedanken schweifen eher zur Kaltbluttauglichkeit ab. Was für eine Art würde unseren Gentle Giants stehen und würden auch sie in diesem vielfältigen Sport brillieren?

Christine hat in unserem Infoartikel erwähnt, dass ich ein paar Erfahrungen im Westernreiten sammeln konnte. Ob man es wirklich Westernreiten nennen kann, ist eher die andere Frage. Ich habe durchaus einige Jahre in diesen äußerst bequemen Sätteln verbracht und auch einmal ein paar Unterrichtseinheiten getestet. Hatte Reitbeteiligungen auf westerngerittenen Pferden und diese Welt faszinierte mich in meiner Jugend sehr und später immer weniger. Man kann sagen, ich kam in dieser Sportart nie wirklich an, denn ich war lange Zeit hin und hergerissen bis ich mich einfach nicht mehr dafür entschied. Ich sehe dennoch unglaublich gerne zu, wenn so ein Reiningvideo über meinen Monitor streift und tolle Bilder ganz nach amerikanischem Vorbild aufblinken. Ein Kaltblut dann mit diesem Outfit zu sehen, lässt auch mich strahlen. Ich bin sehr gespannt, was eure Dicken so alles lernen können, in dieser faszinierenden Marlborowelt.