Jasmin Daniel bildet seit vielen Jahren Rheinisch-Deutsche Kaltblüter aus dem Zuchtbetrieb der Familie Faßbender aus. Sie setzt dabei auf eine Ausbildung nach klassischen Grundsätzen und ist damit sehr erfolgreich. Den Hengst Nathan hat sie bereits auf dem CHIO Aachen vorgestellt. Es freut uns sehr, dass Jasmin uns einige Fragen zur Ausbildung der Kaltblüter beantwortet hat.

Du bildest Rheinisch-Deutsche Kaltblüter in einem Zuchtbetrieb aus. Kannst Du uns kurz beschreiben, wie Du dazu gekommen bist? Wie lange arbeitest Du schon mit den RDKs? Wann bist Du in den Reitsport eingestiegen? Was macht für Dich die Faszination an der Arbeit mit Pferden aus?

Ich habe als Kind wie zig andere auch in einem Schulbetrieb das Reiten angefangen. Später folgte dann eine Reitbeteiligung und um mir meine Reitstunden zu verdienen, habe ich regelmäßig im Stall ausgeholfen, gemistet an den Wochenenden oder später dann auch schon mal Longenstunden für Anfänger geben dürfen. Das war sozusagen der Grundstock dafür,dass ich dies dann später auch beruflich machen wollte. Ich habe dann erst mal ein Praktikum in einem Ausbildungsbetrieb gemacht und dort dann im Anschluss direkt einen Lehrvertrag unterschrieben. Das ist jetzt 30 Jahre her. Der Züchter und Besitzer der Kaltblüter die ich in Ausbildung habe, betreibt eine Hundeschule. Dort habe ich mit meiner Hündin einen Kurs mitgemacht und so sind wir ins Gespräch gekommen. Zufällig suchte er zu diesem Zeitpunkt jemanden, der einen jungen Hengst anreitet. Das ganze ist jetzt 16 Jahre her. Seitdem hatte ich immer wieder verschiedene Pferde aus diesem Zuchtbetrieb zur Ausbildung und die Dicken schätzen und lieben gelernt.

Wie geht ihr die Ausbildung der Pferde an: Bodenarbeit, Reiten, Fahren? Ab wann wird ausgebildet, womit beginnt ihr?

In dem Zuchtbetrieb, für den ich Pferde reite, haben die Hengste meistens schon die Hengstleistungsprüfung hinter sich, sind eingefahren und angeritten, wenn sie zu mir in Ausbildung kommen. Generell fand ich bei den Pferden die ich angeritten habe, keinen großen Unterschied zu einem Warmblüter beispielsweise. Die meisten Pferde habe ich 3, 4 oder 5- jährig in Ausbildung bekommen. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass Kaltblüter eher später ausgereift sind und man zu anfangs etwas vorsichtig aufbauen muss. Viel Schritt, leichttraben und dann mit Übungen wie Schenkelweichen erlernen und Viereck verkleinern und vergrößern beginnen. Ansonsten ganz klassisch nach der Skala der Ausbildung (Takt, Losgelassenheit, Anlehnung) ausbilden.

Welche Erfahrung hast Du mit den Rheinisch-Deutschen Kaltblütern unterm Sattel gemacht? Wie gut sind sie normalerweise für den Einsatz als Reitpferd geeignet? Haben Sie grundsätzlich Talent für die Dressur, oder sind das nur Ausnahmen wie z.B. eure gekörten Hengste?

Ich kann das gar nicht verallgemeinern. Bei den RDK ist auch jedes Pferd anders. Auch da hatte ich außergewöhnlich talentierte Pferde, die rittiger als manch ein Warmblüter waren, als auch schon etwas begrenztere Pferde, was die Dressurarbeit betrifft, dabei. Generell ist es nicht anders wie bei den Warmblütern. Je nach Gebäude tut sich der ein oder andere leichter, versammelte Lektionen zu erlernen. Ein kooperatives Interieur ist aber genauso wichtig und oftmals auch genetisch schon verankert. Generell finde ich, wenn man auf die jeweilige Pferdepersönlichkeit eingeht, kann man auch aus den Dicken sehr viel raus holen. Der Galopp ist mit Sicherheit nicht unbedingt ihre Stärke, aber die Basisgrundlagen eines rittigen Pferdes haben sie alle schnell gelernt, sprich in einem gleichmäßigen Takt mit schwungvollen Bewegungen an eine schöne Anlehnung heran zu treten. Auf einem sicheren A Dressur Niveau kann meiner Meinung nach jeder gearbeitet werden. Aber auch die anspruchsvolleren Lektionen wie einfache Galoppwechsel, Hinterhandwendungen und Traversalen können sie, wenn sie korrekt ausgebildet sind, erlernen.

Wie würdest Du den Charakter der Pferde beschreiben? Welche Eigenschaften bringen sie grundsätzlich mit, was ist besonders positiv, was magst Du nicht so gerne?

Auch das finde ich, kann man nicht pauschal sagen. Meine Dicken die ich bisher geritten habe, hatten sehr unterschiedliche Charaktere. Sehr angenehm finde ich aber, dass man sie durchaus auch nach einer längeren Reitpause sehr unkompliziert wieder reiten kann. Und ich mag es, dass sie einfach so imposante Erscheinungen sind. Wenn ich mit meinen Dicken die Reithalle betrete, falle ich in jedem Fall auf, vor allem wenn sie dann noch dressurmässig so korrekt geritten sind.

Wie sieht die Dressurausbildung bei Dir aus? Machst Du Unterschiede zwischen den Pferden oder bildest Du alle bis zum gleichen Stand aus? Was gehört für Dich zu den Basics?

Also die Basis versuche ich jedem beizubringen, dh ich möchte dass sie sich lernen auszubalancieren, meine Schenkelhilfen lernen anzunehmen, schön locker im Takt über den Rücken an die Hand heran treten und in leichter Anlehnung durchs Genick gehen. Meinen Schenkel annehmen lernen, bedeutet zugleich,dass sie auch Seitengänge wie Schenkelweichen erlernen. Insgesamt versuche ich das bestmögliche aus jedem Pferd raus zu reiten. Je nach Talent des Pferdes, fällt es dem einen eben leichter, einem anderen vielleicht etwas schwerer. Es gibt welche die sehr schnell lernen, andere brauchen ein bisschen länger. Manche sind schneller ausbalanciert, andere brauchen hierfür auch wieder etwas länger. Je leichter es einem Pferd fällt ,umso ausdrucksvollen sieht es dann natürlich aus. Außer den Pferden selbst, unterrichte ich zudem noch ihre Besitzerin ,so dass sie zb einen Hengst selbstständig bis zu höheren Lektionen ausgebildet hat, und erfolgreich auf einem Turnier und Showveranstaltungen vorgestellt hat und ihr Reitabzeichen erworben hat.

Kaltblüter bringen ja ein paar Besonderheiten hinsichtlich ihres Körperbaus mit in die Ausbildung bzw. das alltägliche Training. Hast Du ein paar Tipps oder Lieblingsübungen für uns, die den Pferden helfen ihre Beweglichkeit und Biegsamkeit zu fördern?

Ich arbeite viel mit Seitengängen wie Schenkelweichen oder Schulterherein. Dadurch lernen sie mehr Last aufzunehmen. Außerdem viele Übergänge. Und eher kurze Galoppeinheiten erst mal, denn meiner Erfahrung nach fällt es ihnen im Galopp am Schwersten, Last aufzunehmen. Nach anstrengenden Übungen baue ich immer wieder kurze Schritteinheiten ein, danach haben sie meistens wieder mehr Kraft.

Ein großes Problem von Kaltblütern ist die Vorhandlastigkeit. Wie bringst du die Pferde dazu, mehr Gewicht auf der Hinterhand aufzunehmen?

Auch hier lautet die Antwort wieder Schenkelweichen und Schulterherein sind tolle Übungen um mehr Last auf die Hinterhand zu bekommen. Viele Übergänge und immer wieder Schrittpausen. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht.

Du präsentierst eure RDKs auch auf Turnieren. Was war bisher Dein größter Erfolg?

Also auf Turnier hatte ich bisher nur einmal just for Fun geritten. Wir waren die Attraktion, schon auf dem Abreiteplatz. Der Hengst, den ich da geritten hatte, hat aber auch durch ordentliches Brüllen und Wiehern schon auf sich aufmerksam gemacht. Die Richter waren mega beeindruckt und wenn ich sie heute auf Turnieren treffe, werde ich immer noch auf diesen Ritt angesprochen. Dieser Hengst war zu dem Zeitpunkt amtierender Bundessieger der Kaltblüter und hatte einfach eine mega Ausstrahlung und hat Zuschauer und Richter in seinen Bann gezogen. Ansonsten habe ich die Dicken schon häufig auf Veranstaltungen vorgestellt. Im Schauprogramm der Körungen und auf der Equitana um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das Highlight war beim Kaltbluttag beim CHIO Aachen im großen Stadion reiten zu dürfen. Wir möchten einfach gerne präsentieren, wie gut geritten auch so ein Dicker sein kann.

Eine Sache an die ich mich auch gerne zurück erinnere, war auf einer Veranstaltung, als ich zum Ende hin mit dem damaligen Bundessieger Nathan eine Trabverstärkung geritten habe,und der Kommentator ihn als den Totilas der Kaltblüter bezeichnet hat oder auf einer anderen Veranstaltung, das ganze Publikum zu dem Lied Stand up for the Champion aufstand und applaudierte als ich mit Nathan einritt und dieser voll in seinem Element zeigte, warum er zu Recht Bundessieger war.

Welche Nachricht möchtest Du den Kaltblut-Fans mit auf den Weg geben? Vielleicht gibt es ja ein Thema, dass Dich gerade besonders bewegt, oder eine Erfahrung, die für Dich sehr wichtig war.

Ich kann nur jedem mit auf den Weg geben, dass man die Dicken genauso korrekt ausbilden und reiten kann ,wie einen Warmblüter. Es sind ganz wunderbare Tiere.

Herzlichen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen genommen und uns einen Einblick in euren Alltag gegeben hast, liebe Jasmin!

Hier noch ein paar Bilder von Jasmin in Action. Die Bilder im Grünen sind mit dem Hengst Nathan auf dem Kaltbluttag im Rahmen des CHIO Aachen entstanden. Das Bild in der Reithalle zeigt Jasmin auf Hengst Frohsinn im Schauprogramm bei der Körung in Wickrath.