Ein bisschen viel Zeit ist verflogen, als ich zuletzt etwas geschrieben hatte. Schuld daran waren private und berufliche sehr belastende Monate und eine Zeit ohne Ideen bezüglich eines Berichts für unseren Blog. Gut also, dass ich meine „Pause“ nutzen konnte und bei Sabine Oettel (www.akademische-reitkunst.at) ein Praktikum, oder modern gesagt, einen Monat als Working Student vor Ort mit Abby absolvieren durfte.

Beginnen wir am Anfang

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mir vor dieser Zeit nicht sicher war, in welche Richtung ich mich bewegen möchte. Ich habe viel ausprobiert und mich in allen Ecken der klassischen Reitweise umgesehen. Akademisch war immer, seit Christine und ich damit anfingen, ein Teil davon. Sie erzählte mir von der Nachricht, dass Sabine Oettel einen Praktikumsplatz frei hätte. Eigentlich war ich mir anfangs nicht sicher ob ich wirklich diesen Weg gehen sollte oder besser wollte, aber ich entschied mich dafür und Anfang Juni 2020 ging es dann hopp la hopp los nach Bad Griesbach mit Abby. Die Anlage war wunderbar gepflegt und die Reithalle war zwar klein (ungewohnt, denn wir hatten schon zuhause eine kleine Halle) aber wunderschön. Als ich ankam, fühlte ich mich sofort willkommen. Nur Abby rief viel nach ihren Stuten, was sich aber doch nach etwa 1 ½ Tagen eingliederte und sie fand neue Freunde. Ich glaube aber, dass Abby die Box nicht so toll fand, denn sie ist ja ein Offenstallpferd, womit sie sich glaube ich sehr wohl fühlt. Christine und ihr Mann, die Abby für mich transportierten fuhren recht bald wieder heim und gleich am ersten Tag ging es Knall auf Fall für mich schon los mit den täglichen Stallarbeiten und der Pflege der Pferde vor Ort.

Die erste Woche

Es ist erstaunlich, wie schnell man eingearbeitet ist und wie sehr man sich auf sein Pferd und die Anderen täglich freut. Ich genoss es regelrecht, Abby komplett selbst zu versorgen, immer ein Auge auf sie zu haben, sie zu füttern und auf die Koppel zu bringen etc., genauso wie die anderen Pferde mitzuversorgen. In der ersten Woche waren wir mit mir 3 Praktikantinnen. Ich würde behaupten, dass wir ein echt cooles Team waren und jeder hatte andere Punkte, an denen er mit seinem Pferd arbeiten wollte. Eine Gastschülerin mit ihrem Spanier, ein Berittpferd, ebenfalls ein Spanier und noch recht jung, Sabines eigene Pferde und eine Einstellerin, es gab also insgesamt 10 Pferde zu versorgen.

Der Tag begann morgens um 7 Uhr mit füttern der Pferde. Danach brachten wir sie auf die Koppeln und dann wurde erstmal gemistet und eingestreut, Heu und Kraftfutter für abends vorbereitet und alles sauber gemacht. Die Stallarbeit machten wir zu zweit. Die dritte Praktikantin im Bunde kümmerte sich um die allgemeine Sauberkeit des Stalls, also viel Putzarbeit. Wir hatten aber alle unseren Spaß dabei, denn nach dem Frühstück ging es mit dem Unterricht los, das Highlight des Tages, auf das ich gleich zurückkomme. Neben dem täglichen Boxen Misten, sollten wir auch die Paddocks und Koppeln bis zum Abend komplett abgemistet haben, die Futterboxen (Heukisten) und die Trinkeimer auffüllen, Zäune kontrollieren, alles musste instand gehalten werden. Pferde, mit denen Sabine direkt arbeitete, darunter auch ihre Eigenen, sollten täglich vor der Arbeit geputzt und hergerichtet werden, damit es zeitlich mit dem Unterricht für alle am Tag rausging. Auch gab es zwei Pferde die inhalieren mussten. Den Blick aufs Heu und Stroh mussten wir auch behalten und gegebenenfalls auch beim Stallbetreiber nachbestellen. Alles Aufgaben, die einen den ganzen Tag beschäftigen können.

Natürlich gab es auch sehr viel zu sehen! Einige Male sah ich der Gastschülerin mit ihrem Spanier zu, die durchaus schon sehr weit fortgeschritten waren, also schon bei der „Schule über der Erde“ standen. „Wahnsinn!!“ – ich glaube das dachte ich ständig. Ich war so fasziniert von den Pferden und der Erklärweise Sabines, ich kam aus dem inneren Staunen eigentlich gar nicht mehr raus. Auch das Jungpferd welches zu Beritt vor Ort war, ein 5 jähriger Spanier mit wunderschönem nussbraunen Fell und vielen Faxen im Kopf 😉 , war bei der Arbeit am Kappzaum unglaublich toll. Sabine arbeitete ihre Pferde täglich unterschiedlich, mal ritt sie, longierte oder arbeitete an der Hand. Immer auf einem hohen Niveau. Sah man täglich all diese Dinge, schult es das eigene Auge immens. Man erkennt Sachen, Bewegungen, Schwerpunkte etc. die einem vorher nicht auffielen.

Jeden Morgen beim Misten kam die Frage unter uns Praktikanten auf, was wir wohl mit unserem Pferd heute anstellen. Reiten? Longieren? Boden- oder Handarbeit? Anderes?.. Wir hatten eigentlich alle immer ziemlich schnell einen Plan, was wir wann angehen wollten. Nach dem Frühstück richteten wir also unsere Pferde her. Wer anfing, wurde untereinander ausgemacht. Allerdings sollte ich als Neuling doch erst mal ganz am Schluss starten, dass ich bei den beiden Praktikanten und Sabines Art zu unterrichten zusehen konnte. Gesagt getan. Dem Friesen der Praktikantin sah ich mega gerne zu! Ich liebe diese Pferde nach wie vor und sie faszinieren mich einfach so sehr. Auch der Appaloosa – Mix meiner Mitstreiterin konnte als 22-Jähriger noch gewaltig punkten. Ich begann mit Abby in der Handarbeit, da ich Handarbeit einfach liebe und ich mich somit zuerst auf Abby konzentrieren konnte ohne im Sattel zu sitzen. Sabine fragte mich, was meine Ziele seien. Schwer zu sagen. Um ehrlich zu sein: Alles ;D! Ich will alles wissen, können und dabei Spaß haben? Nein.. ich besinne mich also aufs Wesentliche: „ich möchte am Boden erst mal ein bisschen besser kommunizieren, in der Handarbeit besonders und die Seitengänge angehen und im Reiten dann vielleicht auch. Egal wo wir dann landen“ . Das schien für Sabine absolut kein Thema zu sein und unsere Schwächen und Stärken erkannte sie sehr schnell. Um es also kurz zu fassen, die erste Woche besannen wir uns auf die Basics, am Boden und im Sattel. Wir gingen das Travers an, verbesserten das Schulterherein und mein Reitersitz wurde akribisch korrigiert, damit ich es auch wirklich verinnerliche.

Abby glänzte nur so für mich in der ersten Woche und ich war mächtig stolz auf uns beide. Was wohl die anderen Wochen noch so bringen würden?